Bundreinheit:
Jeder, dem der Begriff „temperierte Stimmung“ klar
ist, weiß, dass es eine komplett bundreine Gitarre
nicht gibt. Die Ursache dafür ist die feste Bundeinteilung
der Gitarre, vergleichbar etwa mit der Tastatur des
Klaviers. Eine Oktave lässt sich rechnerisch nicht
in zwölf gleiche Halbtonschritte einteilen. Am
routinierten Musiker liegt es, die damit entstehenden
Schwebungen so zu verteilen, dass sie sich nicht störend
auf seinen Musikstil auswirken.( Beim Klavier obliegt
das der Kunst des Klavierstimmers.) Den größten
Einfluß hat der Gitarrenbauer auf die Reinheit
der Oktave. Die lässt sich am genauesten justieren,
wenn der Instrumentenbauer das bevorzugte Saitenfabrikat
des Musikers kennt. Ferner gibt es noch kleinere Tricks,
um auch in den übrigen Lagen den Klang bestimmter
harmonischer Strukturen positiv zu beeinflussen. Hundertprozentige
Bundreinheit erreicht man, siehe oben, jedoch nicht.
Wer ein hochwertiges Instrument besitzt und trotzdem
ständig Schwierigkeiten mit der Stimmung hat, dem
hilft letztlich nur eines: üben.
Klang:
Der Klang eines Instrumentes wird durch das Zusammenwirken
mehrerer Komponenten bestimmt. Diese sind die Materialien
und deren Verarbeitung einerseits, andererseits die
Konstruktion an sich. Wird beispielsweise ein Instrument
aufgrund einer bestimmten Resonanzdecke werbewirksam
hervorgehoben, so sagt dies allein wenig aus, denn die
Decke ist sicher wichtig, aber nicht allein entscheidend.
Alle Materialien haben Eigenfrequenzen. Die Kunst des
Instrumentenbauers besteht darin, durch geschickte Kombination
der Hölzer sowie eine darauf abgestimmte Konstruktion
die optimale Auswahl an Frequenzen zu treffen, mit denen
das Instrument dann in Resonanz tritt. Die Lagerung
der Hölzer hat keinen Einfluss auf deren akustisches
Verhalten.
Lautstärke:
Alle Gitarristen (akustisch), die es mit Streichern
oder Bläsern aufnehmen wollen, werden diesen ungleichen
Kampf verlieren. Die Ursache hierfür liegt in der
Differenz der Energiezufuhr: Während Streicher
durch den Bogenstrich oder Bläser durch den Luftstrom
ihren Instrumenten kontinuierlich Energie zuführen,
muß der vergleichsweise große Gitarrenkorpus
mit der kleinen einmaligen Portion auskommen, die ihm
durch den Anschlag verabreicht wird. Alle Versuche,
diesem Phänomen ohne externe Hilfsmittel beizukommen,
sind Kompromisslösungen: Dünne Decken sind
instabil oder hören sich verfremdet an, andere
Materialien als die bewährten haben eben andere
Eigenschaften und klingen anders... Kurz: Entgegen den
Behauptungen ständig wiederkehrender Werbegags
ist es bisher nicht gelungen, die bewährte Konzertgitarre,
an das Torres- Modell angelehnt, durch etwas Praktikables
abzulösen, das sie an Lautstärke und Klangqualität
übertrifft. |
„Handgefertigt“:
Dieser etwas irreführende Begriff bezeichnet
Instrumente, die in handwerklicher Einzelfertigung hergestellt
werden. Kaum einer verzichtet heute noch auf Maschinen,
denn die arbeiten gleichmäßig, präzise
und ermüdungsfrei. Der Unterschied besteht in der
Technologie. Einzelfertigung erlaubt größtmögliche
Flexibilität in der Gestaltung der Modelle, damit
auch optimale Umsetzung der Wünsche des Kunden.
Jeder Arbeitsgang und alle Materialien unterliegen stetiger
Kontrolle. Der Wechsel von Modell oder Bauweise erfolgt
rasch und unkompliziert. Dagegen braucht die Serienfertigung
große Zahlen an gleichartigen Modellen. Sie ist
deshalb technologisch starrer, ihre Produkte sind weniger
individuell.
Lagerung:
Holz wird vor seiner Be- und Verarbeitung eine bestimmte
Zeit lang gelagert, um während und nach der Fertigung
von Instrumenten, auch anderer Erzeugnisse, eine stabile
Maßhaltigkeit zu erreichen. Eine gern kolportierte
Legende besagt, dass die (lange) Lagerung den Klang
veredele. Das ist Unsinn. Im Extremfall tritt sogar
das Gegenteil ein, denn Holz verliert durch lange Lagerung
an Elastizität - das ist auch das Ziel- und somit
verliert es an der Fähigkeit, zu schwingen. Holz
„arbeitet“, d.h. es vergrößert sein
Volumen, sobald es Feuchtigkeit aufnimmt, und schrumpft
umgekehrt bei Trockenheit, quer zur Faser mehr
als längs. Dazu kommen Wuchsspannungen bei frischem
Holz. Diese Eigenschaften gilt es, auf ein für
die Fertigung und die Qualität des Erzeugnisses
vertretbares Maß zu reduzieren, verschwinden werden
sie nicht, insbesondere das Arbeiten. Altes Holz ändert
seine Maße also nicht mehr so stark wie frisches.
Beim Bau solch fragiler Erzeugnisse wie Musikinstrumente
greift man demzufolge auf maßlich stabiles Material
zurück, um z.B. trockenheitsbedingte Spannungen
zu vermeiden, die sonst zu Rissen führen. |